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Paul
Doktor wurde 1917 in Wien geboren. Seine Eltern waren die Sängerin
und Pianistin Georgine Doktor und sein Vater der Geiger und
Mitgründer des Adolf Busch Streichquartetts Karl Doktor.
Im Alter von 5 Jahren bekam er die ersten Geigenstunden bei
seinem Vater und 1938 schloss er sein Studium an der State Academy
of Music ab. Während seiner Jugend spielte er im Adolf
Busch Kammerorchester, aber auch sein Können auf der Bratsche
kam zur Vorschein, als er für eine Aufführung des
Mendelssohn-Quintetts mit dem Adolf Busch Quartett gebeten wurde,
den erkrankten zweiten Bratscher zu ersetzen. Seine Leistung
war so bemerkenswert, dass er aufgefordert wurde, sich dem Quartett
anzuschließen, als es eine Reihe von Mozart Quintetten
in Londons Wigmore Halle aufführte. Von da an blieb Paul
Doktor beim dem Instrument, das das Schicksal für ihn gewählt
hatte, und wurde der erste Bratscher, dem der erste Preis beim
internationalen Musikwettbewerb in Genf einstimmig verliehen
wurde.
Er verließ Wien 1938 und war von 1939 bis 1947 Solo-Bratscher
im Luzerner Symphonieorchester. 1947 wanderte er in die USA
aus und 1952 wurde er amerikanischer Staatsbürger.
Sein amerikanisches Debüt an der Bibliothek des Kongresses
in Washington, D.C. war sicher viel versprechend: "Seit
vielen Jahren hat man in Amerikas Konzertsälen nicht
einen so kompetenten Meister der Bratsche gehört",
schrieb die Washington Post. Von da an trat er regelmäßig
als Solist mit Orchestern und als Kammermusiker auf. Paul
Doktor war gleichermaßen im Barock, in der Klassik und
in der zeitgenössischen Musik zuhause. Mit Yaltah Menuhin
stellte er dem amerikanischen Publikum ein Konzert für
Bratsche, Klavier und Orchester von J.C.F. Bach vor, welches
er in Paris entdeckte. Er spielte die Erstaufführung
von Quincy Porters Konzert für Bratsche und Orchester
beim Columbia University American Music Festival und nahm
zum ersten Mal Walter Pistons Bratschenkonzert mit dem Louisville
Orchestra auf. Er spielte auch die BBC-Premiere von Wilfred
Josephs Concertante ("Mediatio di Beornmundo") in
New York.
Neben seiner solistischen Karriere war Paul Doktor auch Gründungsmitglied
des Rococo Ensemble, des New York String Sextet, des The New
String Trio of New York, mit dem er die Streichtrios von Max
Reger und Frank Martin aufnahm, und des Duo Doktor-Menuhin.
Ausgiebige Tourneen führten das Duo durch die USA und
sie machten vier Fernsehfilme für das National Educational
Network über die Bratsche; diese umfassen selten ausgeführte
Musik von Marais, Stamitz, Telemann, Dittersdorf, Beethoven,
Schubert, Schumann, Hummel, Berlioz, Brahms und Flackton.
Viele dieser Werke wurden von Paul Doktor herausgegeben. Er
wurde oft von Yaltah Menuhin bei Demonstrationsvorträgen
und Streicher-Seminaren begleitet, die er an der Eastman Musikschule
und der Universität von Missouri gab.
Er war ausserdem Fakultätsmitglied an der Juilliard
School, The Mannes College of Music und an der New York University.
Er unterrichtete auch an der Philadelphia Musical Academy
und der Farleigh Dickinson University und war Gstprofessor
am Montreal Conservatory. In Anerkennung für seine unterschiedlichen
Bildungsaktivitäten wurde ihm 1977 der "Artist-Teacher
of the Year" Preis verliehen, der jährlich von der
American String Teachers Association an einen weltweit herausragenden
Streicher-Pädagogen vergeben wird.
Paul Doktor starb am 21. Juni 1989 in New York City.
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