Iona Brown , Violine und Orchesterleitung
 
  Iona Brown, die 2004 im Alter von 63 Jahren gestorben ist, war eine der berühmtesten weiblicher Violinisten und Dirigenten ihrer Generation und wurde am engsten mit der Academy of St. Martin in the Fields verbunden, dem 1959 von Sir Neville Marriner gegründeten Kammerorchester, welches sie anführte und später leitete und dessen Klang sie zu einem großen Grad formte. Ihre Aufnahme von 1972 der "Aufsteigenden Lerche" von Vaughan Williams mit Marriner und der Academy ist eines der anmutigsten Zeugnisse über ihre Arbeit und wurde mit Begeisterung aufgenommen. Ihr Repertoire war, obwohl oft mit den barocken Klammern der Academy verbunden, reich und abwechselnd. Zum Beispiel schrieb der britische Komponist David Blake ein Konzert für sie, dass sie an den Proms mit Sir Charles Groves im Jahr 1976 aufführte und später mit Norman del Mar aufzeichnete. Während Simon Rattles zweiter Saison mit dem CBSO (1981-82) spielte sie das Bartok Konzert mit ihm in Birmingham.
Iona Brown war eine der wenigen Frauen, die im 20. Jahrhundert erfolgreich vom Bogen zum Kommandostab wechselten, dabei darauf bestehend, dass Furcht vor dem Rang des Orchesters zu erzeugen, nicht der Schlüssel zu ihrem Erfolg wäre. "Ich habe einige sehr grausame Dirigenten miterlebt", sagte sie einmal, "aber ich denke nicht, dass Furcht eine schrecklich gute Idee ist: es gibt davon sowieso eine Menge."
Klein, aber maßgebend, Iona Browns kühle Schönheit und natürliche Grazie konnten täuschen. Ihre Brokat- und Seidenkleider verbargen ihre natürliche Autorität und eisernen Willen. Ihre Kammerorchester leitete sie oft vom Konzertmeister-Stuhl mit der Geige in der Hand. Sie trat auch als Gastdirigent mit Sinfonieorchestern wie dem Halleschen und der San Francisco Symphony auf.
Iona Brown gab zu, dass das Leben als weiblicher Dirigent nicht immer einfache Sache war. Sie sagte dem Independent im Jahr 1997: "Es hat viele Anlässe mit verschiedenen Orchestern gegeben, bei denen ich dachte: Ich wünsche, dass ich ein Mann wär, weil, wenn ich es wäre, jene besonderen Proben ganz anders gewesen wären. Der Mann wird 'stark und charismatisch' genannt, während die Frau 'neurotisch und schwierig' sei."
Am Juliabend im Jahr 1991, als Luciano Pavarotti im Hyde Park sang, hatte sie die wenig beneidenswerte Aufgabe, ein Publikum zur königlichen Albert Hall hinzuziehen, in der sie das Norwegische Kammerorchester bei seinem ersten Konzert in London leitete. Sie blieb unberührt von diesem Wettbewerb und behauptete, dass eine andere Art Publikum zu dem Konzert gehen würde, um den Tenor zu hören. Sie leiteta das Norwegische Kammerorchester noch einmal im Jahr 1997 an einem Konzert-Wochenende zu Ehren Benjamin Brittens.
Elizabeth Iona Brown wurde in Salisbury am 7. Januar 1941 geboren und ihr Name war inspiriert vom Frieden und der Ruhe der schottischen Insel Iona. Ihr Vater Antony war Pianist und Organist, der sich auf die Musik von Bach spezialisierte; ihre Mutter Fiona spielte Geige mit dem Bournemouth Sinfonieorchester; und dem jungen Mädchen, das einmal Krankenschwester sein wollte, wurden ersten Geigenstunden im Alter von fünf gegeben. Ihre drei Geschwister wurden auch Musiker.
Iona Brown war an der Stiftsschule in Salisbury und Cranborne Chase, spielte von 1955 an fünf Jahre lang im nationalen Jugendorchester ("Fiddle No 22; Ich erinnere mich wie gestern daran"), und studierte mit Hugh Maguire in London, Remy Principe in Rom und Henryk Szeryng in Paris. Sie wählte ihren zweiten Vornamen, als sie berufstätig wurde, darauf hinweisend, dass es schon eine Elizabeth Brown gab, und zwei verwirrend wären.
Sie spielte im Orchestergraben des Rambert Balletts, war Mitglied des Philharmonia Orchesters unter Otto Klemperer (und bei einem Anlass Igor Stravinsky) von 1963 bis 1966 und trat in die Academy of St. Martin in the Fields im Jahre 1964 ein. Sie wurde Nachfolger von Marriner als musikalischer Direktor im Jahr 1974 und blieb in dem Orchester bis 1980.
Als sie 16 Jahre alt war, marschierte ihre Mutter zum Broadcasting House, um ein Vorspiel mit dem BBC Sinfonieorchester zu erbeten, "weil ich gehört habe, dass sie Frauen nehmen". Iona Brown war ebenso unbekümmert darüber, in die Welt eines Mannes zu stürmen. Sie wurde von Miroslav Rostropovich 1981 für die musikalische Leitung des Norwegischen Kammerorchesters vorgeschlagen.
Ihre Beziehung zu den Musikern war zu Zeiten jähzornig, und ihr Erfolg, der mehr oder weniger schnell kam, kostete Tränen und reizte Nerven. Sie forderte Disziplin, hatte Elan, Tempo und Temperament und kämpfte gegen langsame Arbeit. Die Musiker waren jung und unerfahren, aber sie waren auch so entwaffnend begierig darauf, zu lernen, und hatten solches Potential, welches sie ihrer Neugier und Liebe zur Arbeit zuschrieben.
Bei einem Anlass, als das Orchester in ihrer Heimatstadt Salisbury spielen sollte, erschienen die Musiker zur Probe und erfuhren, dass die Mutter Iona Browns diesen Morgen gestorben war. Sie hatte beabsichtigt, nichts zu sagen und wie üblich weiterzumachen, aber als sie an das Podium heranging, stand einer der Violinisten, der auch ein Volkssänger war, auf und sang eine alten Norwegisch Hymne zu ihren Ehren.
Iona Brown war Gastdirigent des City of Birmingham Sinfonieorchesters im Jahr 1985 und Musikdirektor des Los Angeles Kammerorchesters im Jahr 1987. Sie machte viele Aufnahmen mit Marriner und der Academy einschließlich Beethovens Geigenkonzert und Vivaldis Vier Jahreszeiten.
Bei einer Anzahl von Anlässen wurde Iona Brown mit einer Violinistin mit demselben Namen verwechselt, die in der Northern Sinfonia in Newcastle upon Tyne spielte. Vor drei Jahren hatten sie schließlich eine Gelegenheit, zusammen zu arbeiten, mit der einen Iona, die die Anderen dirigierte.
Schwache Gesundheit, im besonderen Arthritis zwangen Iona Brown, aufzuhören, Geige zu spielen, und sich ganz auf das dirigieren zu konzentrieren.
Ihr letzter öffentliche Auftritt als Violinistin war ein Konzertabend in Tokio im Februar 1998. Sie erinnerte sich: "Es wurde so entzückt vom Publikum aufgenommen, dass ich zu meinem Ankleidezimmer zurückging, meine Geige in ihren Kasten legte und sagte: 'Ich werde es nicht mehr tun.' Ich meinte, dass es am besten war, auf einem hohen Niveau aufzuhören."
Im Jahr 1991 wurde sie zum Ritter Erster Klassen von König Harald von Norwegen ernannt. 
   
   
Aufnahmen mit Werner Genuit  
Disk 
Kozeluch, Leopold - Sinfonia concertante Es-Dur
Pleyel, Ignatz Joseph - Sinfonia concertante A-Dur op.57 
   
Radio 
Mozart, Wolfgang Amadeus - Sonate B-Dur KV 454
Schubert, Franz - Sonate g-moll op.posth.137,3 D.408 
   
   
    © 2002 Claudio Genuit